Frau Dr. Juras prüft den kleinen Finger eines Mannes.

Klinik für Handchirurgie & angeborene Handfehlbildungen

In unserer Klinik im Marienstift in Braunschweig versorgen wir große und kleine Patient:innen mit Handfehlbildungen, also Funktionsausfällen oder -defiziten der Hand. Dank unserer langjährigen Erfahrung, Routine und des eingespielten Teams von Ärzt:innen der Handchirurgie und Anästhesie, Pflegenden auf Station und OP-Personal begleiten wir unsere Patienten:innen professionell durch diese besondere Zeit.  

Unser Leistungsangebot umfasst die gesamte ausschließlich elektive Handchirurgie, d. h. die planbaren und nicht notfallmäßigen Operationen an der Hand. Unser besonderer überregionaler Schwerpunkt ist die konservative bzw. operative Behandlung und langjährige Nachsorge von Kindern mit angeborenen Handfehlbildungen.

Leistungen im Überblick:

  • konservative bzw. operative Behandlung von erworbenen Erkrankungen an der Hand und an der oberen Extremität, alle Nervenkompressionssyndrome (Nervenengpässe), Tendovaginitiden (Sehnenscheidenentzündungen), Weichteil- und Knochentumore, die Dupuytrensche Kontraktur, Arthrosen im Handgelenk (Gelenkverschleiß) und an der Hand
  • konservative bzw. operative Behandlung von posttraumatischen, nach einer Verletzung auftretenden Folgezuständen an der Hand und an der oberen Extremität, auch durch aufwendige Sekundärrekonstruktionen mit Knochen-, Sehnen-, Nerventransplantationen und Sehnenumlagerungen
Das Handchirurgie-Team aus dem Marienstift Krankenhaus in Braunschweig.

Hand- und Fußfehlbildungen

Die menschliche Hand ist wunderbar und einzigartig. Das ungestörte Zusammenspiel der vielen anatomischen Strukturen der Hand ist kompliziert und keinesfalls selbstverständlich.

Angeborene Fehlbildungen der Hand und/oder der Füße sind insgesamt selten und treten bei 1 auf etwa 2.000 Neugeborenen auf. Am häufigsten ist die Mehrfingrigkeit (Polydaktylie) und die fehlende Trennung einzelner Finger (Syndaktylie). Der Daumen kann zu klein sein oder ganz fehlen. Schnürringe an Armen und Beinen führen bereits im Mutterleib zu Einschnürungen und dadurch zu Schwellungen oder verstümmelten Fingern und Zehen. In einigen Fällen sind Fehlbildungen von Händen und Füßen mit komplexen weiteren Fehlbildungen vergesellschaftet.

Eine erste Kontaktaufnahme mit unserem Sekretariat ist schon kurz nach der Geburt sinnvoll, um eine Vorstellung in der Sprechstunde zu vereinbaren. Dabei können Zusammenhänge erklärt, die Unsicherheit der Familie gemildert und ein Ablauf für die erforderlichen operativen Eingriffe empfohlen werden. Die allermeisten Fehlbildungen sollten innerhalb der ersten drei Lebensjahre korrigiert werden, wobei die ersten Operationen bereits ab dem 6. Monat möglich sind. Ziel aller Operationen ist es, möglichst frühzeitig, durch am wenigsten belastende Eingriffe eine Hand zu „schaffen“, die funktionell gut eingesetzt werden kann und ästhetisch ansprechend ist.

Wir wollen durch unsere langjährige Erfahrung, Routine und das eingespielte Team von Ärzt:innen der Handchirurgie und Anästhesie, Pflegenden auf Station und OP-Personal den kleinen Patienten helfen, alles gut zu überstehen.

Je nach Umfang und Schwere der Fehlbildung und der erforderlichen Operation ist eine stationäre Behandlung von 3 bis 7 Tagen oder auch eine ambulante Operation möglich.

Formen von Handfehlbildungen

Bei der einfachsten Form besteht ein kleines Anhängsel als rudimentäre Anlage des gedoppelten Fingers (oder Zehe). Besteht nur eine sehr dünne Verbindung zum normal angelegten Finger, kann dies bereits kurz nach der Geburt abgebunden werden. Ansonsten ist die operative Entfernung unkompliziert und kann ab dem 3. Lebensmonat in Narkose ambulant durchgeführt werden.

Die häufigste Form der überzähligen Finger ist der „Doppeldaumen“ als radiale Form.

Bei der kompletten Doppelung ganzer Finger ist fast immer ein Partner schwächer ausgebildet. Der stärkere ist meistens ebenfalls schwächer ausgebildet als auf der gesunden Gegenseite. Das klinische Bild ist individuell ganz unterschiedlich. Die operative Korrektur kann, je nachdem, ob noch weitere Fehlbildungen vorliegen, bereits kurz vor dem 1. Geburtstag sattfinden. Die Korrektur besteht dabei nicht im einfachen Entfernen der überzähligen Anteile. Bei der Operation müssen knöchern gedoppelte Anteile entfernt, der Bandapparat der betroffenen Gelenke stabilisiert und Muskelansätze evtl. verlagert werden. In manchen Fällen muss auch eine Korrektur der knöchernen Achse erfolgen. Oft ist dies recht anspruchsvoll.

Bei der ulnaren Form besteht eine Kleinfingerdoppelanlage.

Die Doppelanlage von Zehen (Hexapododactylie) muss vor allem deshalb operiert werden, weil der gedoppelte Anteil den betroffenen Fuß deutlich breiter macht als die Gegenseite und es sonst Probleme bei der Schuhversorgung gibt. Im Idealfall sollte eine operative Korrektur erfolgen, noch bevor das Kind laufen lernt.

Bei der Syndaktylie sind zwei oder mehrere Finger häutig, seltener auch knöchern (komplex) miteinander verwachsen. Die Verwachsung kann in leichteren Fällen partiell sein, wie bei einer Schwimmhaut, nur bis zum Mittelglied reichen oder komplett den ganzen Finger, oft auch inklusive der Fingernägel, betreffen. Am häufigsten betroffen ist die Zwischenfingerfalte zwischen Mittel- und Ringfinger. Sind Finger mit ungleicher Länge betroffen (Daumen und Zeigefinger oder Ring- und Kleinfinger), sollte die Korrekturoperation bereits ab dem 6. Lebensmonat erfolgen, um ein Fehlwachstum der längeren Finger zu verhindern. Bei Fingern gleicher Länge kann kurz vor dem 1. Geburtstag operiert werden. Bei der operativen Trennung der Finger muss eine neue Zwischenfingerfalte geschaffen werden, sodass eine freie Beweglichkeit der betroffenen Finger gegeneinander ermöglicht wird. Dabei „fehlt“ nach der Trennung in der Regel Haut, um die Bereiche zwischen den getrennten Fingern zu verschließen. In solchen Fällen ist eine Transplantation von Vollhaut erforderlich. Wir entnehmen diese aus der Ellenbeuge desselben Armes, welches kosmetisch günstigere Ergebnisse als die Haut aus der Leistenregion ergibt. In selteneren Fällen können Syndaktylien auch mit zusätzlichen Fingern im Sinne einer Polysyndaktylie kombiniert sein. Dann ist eine erbliche Komponente wahrscheinlicher.

Am Fuß ist eine Trennung zwischen der Großzehe und der 2. Zehe aus Gründen der Belastung und des Abrollens über den 1. Strahl und wegen der ungleichen Größe sinnvoll. Bei einfachen Syndaktylien zwischen den anderen Zehen ist diese funktionell nicht störend.

Im Säuglings- oder Kleinkindalter wird meist zufällig eine fehlende Streckung des Daumens mit fixierter Beugestellung im Endgelenk bemerkt. Dabei fällt häufig ein gleichzeitig tastbares Knötchen oder eine „Schwellung“ über dem beugeseitigen Grundgelenk auf. Im Unterschied zur unfallbedingten Fehlstellung bestehen hier aber i. d. R. keine Schmerzen. Ursächlich ist eine harmlose Verdickung der Beugesehne, die nicht mehr unter dem Ringband über dem Grundgelenk hindurchgleiten kann. Eine spontane Rückbildung kann zunächst abgewartet werden, sollte aber bis spätestens zum Schuleintritt behoben sein. Operativ erfolgt dies durch eine Spaltung des Ringbandes, wodurch der Daumen schnell gestreckt werden kann. Der Eingriff erfolgt ambulant.

Hier ist sehr oft der Kleinfinger betroffen. Meist ist die Achsabweichung in Richtung auf den Daumen gerichtet. Milde Formen müssen nicht operiert werden, erst wenn ein Finger die anderen überlagert, kann eine Operation sinnvoll sein. Die Ursache liegt darin, dass das Mittelglied eine fehlgebildete Wachstumsfuge (Epiphsenfuge) aufweist, die zu einer Deltaphalanx oder Trapezform und zu einem Fehlwachstum in eine Richtung führt.

Ziel einer Operation ist es, durch Durchtrennung oder Entfernung der Wachstumsfuge an der falschen Stelle die Achse zu korrigieren. Zusätzlich kann hier danach ein korrigierendes Wachstum ausgenutzt werden.

Diese Beugekontraktur der Langfinger kann bereits beim kleinen Kind oder im Rahmen eines Wachstumsschubs und somit auch im Teenageralter bemerkbar werden.

Selten liegt die Ursache in einer Fehlanlage eines Muskels. In diesem Fall ist eine Operation mit Umlagerung des Muskels erfolgversprechend. Meistens liegen verdickte Bindegewebsstränge, eine Fehlentwicklung des Mittelgelenkes und straffe Hautweichteile zugrunde. Sollten die Schienenbehandlung, Dehnungstherapie und physiotherapeutische Übungsbehandlung erfolglos bleiben, muss mitunter eine operative Korrektur erfolgen. 

Sprechstunden

Montag & Mittwoch 8 - 12 Uhr | nur nach telefonischer Anmeldung

Kontakt

Leitende Ärztin
Dr. med. Silke Juras

E-Mail Kontakt
Fachärztin
Dr. med. Stefanie Gottstein

Facharzt
Sardar Tamer

Sekretariat
Heidrun Habenicht

Telefon 0531 7011 235
Telefax 0531 7011 5235

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